Beat Zoderer: Pavillon-Skulptur No. 2/12 2012

  • Beat Zoderer: Pavillon-Skulptur No. 2/12, 2012 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2013)

    Beat Zoderer: Pavillon-Skulptur No. 2/12, 2012 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2013)

  • Beat Zoderer: Pavillon-Skulptur No. 2/12, 2012 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2013)

    Beat Zoderer: Pavillon-Skulptur No. 2/12, 2012 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2013)

  • Beat Zoderer: Pavillon-Skulptur No. 2/12, 2012 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2013)

    Beat Zoderer: Pavillon-Skulptur No. 2/12, 2012 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2013)

  • Beat Zoderer: Pavillon-Skulptur No. 2/12, 2012 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2013)

    Beat Zoderer: Pavillon-Skulptur No. 2/12, 2012 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2013)

  • Beat Zoderer: Pavillon-Skulptur No. 2/12, 2012 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2013)

    Beat Zoderer: Pavillon-Skulptur No. 2/12, 2012 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2013)

Für das Dienstgebäude Dorotheenstraße 97/Wilhelmstraße 65 des Deutschen Bundestages wurden zwei Wettbewerbe ausgeschrieben. Der eine bezog sich auf die Standorte Foyer und Tunnel und führte zur Installation von Peter Wüthrich im Foyer und zu den gelb leuchtenden Lichtleisten im Tunnel zum Jakob-Kaiser-Haus von Gunda Förster. Ein zweiter Kunst-am-Bau-Wettbewerb suchte nach Kunst für den etwa 3.000 Quadratmeter großen Innenhof, der von den Flügeln des sanierten Bundestagsgebäudes, im Osten von einem weiteren Dienstgebäude des Bundestages und im Süden von einem Wohnhaus gebildet wird. Er war interdisziplinär für Arbeitsgemeinschaften zwischen Landschaftsarchitekten und Künstlern ausgeschrieben. Der Schweizer Beat Zoderer (Jahrgang 1955) legte in Arbeitsgemeinschaft mit dem Zürcher Büro Hager Landschaftsarchitektur ein überzeugendes Konzept vor.
Der gestaltete Hof besteht nun aus einem Kunst-am-Bau-Pavillon, aus Blumenwiesen, Hartriegelgewächsen und einem strukturgebenden, rechtwinkligen Wegesystem mit verschiedenen Bodenbelägen. Von den höheren Geschossen des Gebäudes aus erschließt sich der kompositorische Charakter der annähernd quadratischen Anlage. Zoderers Pavillon bildet mit seinen siebzehn Metern Durchmesser und knapp dreieinhalb Metern Höhe das Zentrum der Anlage, auch wenn er sich absichts- und bedeutungsvoll außerhalb der geometrischen Mitte befindet.
Mit seinen 69 schräg aufragenden, buntlackierten Stahlrohren, die die anthrazitfarbene Bedachung aus Stahlplatten tragen, hat der großzeltähnliche Pavillon eine durchaus heitere Erscheinung. Die Stützen sind gegen den Ordnungswillen der konkreten Kunst, der sich Zoderer in seinem Werk auf eigentümliche Weise immer verbunden zeigt, ins Schwanken gebracht. Sie bilden luftige Zwischenräume und erwecken – bei tatsächlicher Verschweißung – den Eindruck einer selbsttragenden Konstruktion. In ihrer Schlankheit und entmaterialisierenden Farbigkeit unterscheiden sie sich pointiert von ihrer teilweise herben gebauten Umgebung. Gleichzeitig treten sie zur Bepflanzung, zum vertikalen Wuchs und zur Färbung der Stämme, Äste, Zweige und Blüten, in einen von Harmonien und gesuchten Dissonanzen geprägten Dialog.
Der Pavillon ist eine dem Wetter und den Jahreszeiten ausgesetzte Skulptur und als solche ein für sich bestehendes künstlerisches Objekt der Anschauung. Auch in seiner zweiten Rolle als Ort des Verweilens bewahrt er sich einen starken Kunst- und Symbolcharakter. Zoderer und die Landschaftsarchitekten knüpfen mit ihrem Konzept an das römisch-antike Forum beziehungsweise an die Agora der griechischen Polis an und beschreiben die Säulenhalle als „Ort der Kontemplation und des Diskurses“. Der Kontemplationsgedanke bedingt die in sich ruhende Kreisform, die darüber hinaus auch die üblichen Konnotationen von Perfektion, Ausgewogenheit und Schönheit mit sich bringt. Als Wegverlauf ist sie räumlich ohne Anfang und Ende und löst die zeitliche Dimension auf. Damit erlaubt der Pavillon, zumal er keine Sitzgelegenheit bietet, ein ruhiges, in sich selbst zentriertes Wandeln und erkennendes Betrachten. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel (Autor), BMVBS (Hrsg.): Dokumentation von 50 Kunst-am-Bau-Werken, BMVBS-Online-Publikation 05/2013.

Weiterführende Literatur:
Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2006-2013, hrsg. v. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Berlin 2014.


künstlerische Baumaßnahme
69 lackierte Stahlrohre, anthrazitfarbene Stahlplatten
Höhe 3,40 m, Ø ca. 17 m
417.175 €
nicht-offener Wettbewerb nach Bewerbungsverfahren mit 6 Teilnehmern

Haus für Abgeordnete
Innenhof
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Beat Zoderer

Beat Zoderer, geboren 1955 in Zürich, ist ein schweizerischer Künstler. Nach einer Ausbildung als Bauzeichner arbeitete er zunächst bis 1978 in verschiedenen Architekturbüros , seit 1979 ist er als freischaffender Künstler tätig. In der Schweiz wurde Zoderer mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Er ist in verschiedenen künstlerischen Gattungen zu Hause und hat Kunst im öffentlichen Raum bzw. Kunst am Bau u. a. für ein Verwaltungsgebäude des Deutschen Bundestages in Berlin (2012) realisiert.

Haus für Abgeordnete

Bauzeit: 1974-76

Deutscher Bundestag Verwaltung
Wilhelmstraße 65
10117 Berlin

Der Bau Wilhelmstraße 65 wurde von 1974 bis 1976 als Bürogebäude des Außenministeriums der DDR errichtet. In den neunziger Jahren war darin unter anderem die Botschaft Afghanistans untergebracht. Nach Grundsanierung durch Lieb + Lieb Architekten beherbergt es seit 2012 Büros der Bundestagsverwaltung.