Paul Uwe Dreyer: o. T. (Wandarbeit) 1975

  • Paul Uwe Dreyer: o. T. (Wandarbeit), 1975 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

    Paul Uwe Dreyer: o. T. (Wandarbeit), 1975 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

  • Paul Uwe Dreyer: o. T. (Wandarbeit), 1975 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

    Paul Uwe Dreyer: o. T. (Wandarbeit), 1975 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

  • Paul Uwe Dreyer: o. T. (Wandarbeit), 1975 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

    Paul Uwe Dreyer: o. T. (Wandarbeit), 1975 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

  • Paul Uwe Dreyer: o. T. (Wandarbeit), 1975 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

    Paul Uwe Dreyer: o. T. (Wandarbeit), 1975 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

  • Paul Uwe Dreyer: o. T. (Wandarbeit), 1975 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

    Paul Uwe Dreyer: o. T. (Wandarbeit), 1975 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

  • Paul Uwe Dreyer: o. T. (Wandarbeit), 1975 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

    Paul Uwe Dreyer: o. T. (Wandarbeit), 1975 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

Nach dem Umzug der Bauakademie der DDR wurde die Liegenschaft an der Hannoverschen Straße im Jahr 1973 für die Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der DDR umgebaut. Da Empfänge der Vertretung außerhalb der Liegenschaft von der DDR genehmigt werden mussten, entschied man sich für einen Erweiterungsneubau mit Casino im Gartenbereich. Der mit bronzefarbenem Aluminium verkleidete und rundum verglaste zweigeschossige Quader nahm deutlich Bezug auf die Architektur des Bundeskanzleramtes in Bonn.
Ein überdachter Gang führte damals vom Kanzleigebäude auf der Nordseite in den Empfangsraum im Erdgeschoss, der seinerseits über das offene Treppenhaus mit dem großen unterteilbaren Saal im Obergeschoss verbunden ist. (Heute verbindet ein Gang auf der Westseite das Gartenhaus und den 2000 fertiggestellten Neubauflügel.)
Künstlerisch positionierte sich die Bundesrepublik als Bauherr auf der Höhe der Zeit. Von Horst Antes stellte man im Hof eine seiner Scheibenplastiken auf. Im Eingang des Gartenhauses und im Altbau befanden sich konstruktiv-gegenstandslose Plastiken und Skulpturen von Joachim Albrecht, Heinz-Günter Prager, Friedrich Gräsel und Michael Croissant. Als Kunst am Bau entstand für den repräsentativen zentralen Standort der Treppenrückwand nach einem Wettbewerb eine Wandgestaltung. Der konkret-konstruktiv arbeitende Maler, Zeichner und Grafiker Paul Uwe Dreyer schuf in der Verbindung von Holz und Farbe ein ausdrucksstarkes Relief. Weiß lackierte Leisten mit keilförmigem Profil auf hellblauem Grund zeigen eine lebhafte Horizontalstruktur. Im Bereich Zwischenpodest und Boden des Obergeschosses ist als wichtiges Bildelement ein vertikaler Stab eingeführt. Auf dem darüber liegenden großen quadratischen Feld sind die Paneele jeweils so lang und angeschrägt, dass sie ein zentrierendes und stabilisierendes und gleichzeitig über die Bildfläche hinaus deutendes Kreuz freistellen.
Das Bildvokabular nimmt sich selbstbezogen konkret aus. Dennoch handelt es sich um Raumkunst, deren graphische Momente sinnfällige Bezüge zur Umgebung – zum An- und Abstieg der Stufen, zur Zweiläufigkeit der Treppe, zur Höhe des Zwischenpodests und des Obergeschosses oder auch zum quadratischen Gebäudegrundriss – aufweisen. Die Koloristik ist verhalten, erzeugt aber – besonders im Verhältnis zur dunklen Aluminiumverkleidung der Fassade – eine Sinnlichkeit, die den Betrachter unmittelbar einnimmt. Hinzu kommen das Relief der Leisten mit dem nuancierten Spiel von Licht und Schatten und die Reflexe auf den glänzenden Farbflächen.
Interessant und symptomatisch ist der Umstand, dass zu diesem Kunst-am-Bau-Wettbewerb für eine Liegenschaft auf dem Boden der DDR mit Paul Uwe Dreyer, Bernd Damke und Alfonso Hüppi drei Künstler geladen waren, die als Vertreter der abstrakten oder konkreten Kunst bekannt waren. Denn es war die Zeit, in der die politischen Kontroversen zwischen den Blöcken auch ästhetisch sichtbar wurden: in der Doktrin des Sozialistischen Realismus einerseits und in der abstrakten-ungegenständlichen Kunst als Ausdruck der westlichen Freiheit andererseits. M.S.

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Claudia Büttner / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 300 Kunst-am-Bau-Werken des Bundes von 1950 bis 2013, BBSR-Online-Publikation Nr. 03/2018, Februar 2018.

Weiterführende Literatur:
Anja Rumig (Hrsg.): Paul Uwe Dreyer, Werkverzeichnis der Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken, Stuttgar 2021
Boysen, Jacqueline, 2009: Das ‚weiße Haus‘ in Ost-Berlin. Die Ständige Vertretung der Bundesrepublik bei der DDR. Berlin


Wandarbeit
Holzleisten, Tischlerplatten, lackiert
458 x 629 cm
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 3 Teilnehmern

Gartenhaus
Treppenhaus Gartenhaus
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Paul Uwe Dreyer

Paul Uwe Dreyer (* 1939 in Osnabrück; † 2008 in Stuttgart) war als Maler, Zeichner und Grafiker ein Vertreter der Konkreten Kunst. Er studierte an der Werkkunstschule Hannover (1958-1961) und an der Hochschule für Bildende Künste Berlin (1961-62). Von 1974 bis 2005 hatte er eine Professur für Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, deren Rektor er von 1987 bis 1991 und von 1998 bis 2004 war. Dreyers Werke finden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter das Villa-Serpentara-Stipendium der Akademie der Künste, Berlin (1968), ein Villa-Massimo-Stipendium (1970/71), das Bundesverdienstkreuz am Bande (1999) sowie die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg (2005). Kunst am Bau im Auftrag des Bundes hat er u.a. für die Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der DDR in Berlin realisiert (1975).

Gartenhaus Berlin

Gartenhaus

Architektur: Bundesbaudirektion
Bauzeit: 1973-74

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Hannoversche Str. 28-30
10115 Berlin

1973-74 wurde das Scharoun-Gebäude von der Bundesbaudirektion für die Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der DDR umgebaut und um einen zweigeschossigen Pavillon im Garten erweitert. Nach der Wende wurde das Gebäude von Jourdan & Müller Architekten hergerichtet. 2000 zog das BMBF ein, seit 2015 wird es vom Bundeswirtschaftsministerium genutzt.