Günther Förg: o. T. (Verkleidung) 2002

  • Günther Förg: o. T. (Verkleidung), 2002 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BBR (2001)

    Günther Förg: o. T. (Verkleidung), 2002 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BBR (2001)

Das Hauptgebäude des Bundesverkehrsministeriums in Berlin wurde ursprünglich als geologische Landesanstalt und Bergakademie errichtet. Zu DDR-Zeiten war es Sitz des Ministeriums für Geologie. Den architektonischen Wettbewerb für einen ergänzenden Neubau für das BMVBS gewann der Architekt Max Dudler, der für seine minimalistisch klare, rational umgesetzte Architektursprache bekannt ist. In seinen Gebäuden dominieren kubische Formen und Volumen mit streng rasterförmigen, stark rhythmisch gegliederten Fassaden, die vorwiegend mit Naturstein, aber auch mit Glas oder Metall verkleidet sind. Sein siebengeschossiger Bau bildet einen großen überdachten Innenhof, in dem drei Kuben unterschiedlicher Größe frei eingestellt sind, die die Sitzungssäle beherbergen. Von außen sind die Kuben mit einem patinierten Messingblech verkleidet, eine künstlerische Intervention von Günther Förg (*1952). Die Bleche besitzen eine braune, längsgestreifte Struktur mit einer glänzenden Oberfläche, wobei die Platten im Läuferverband angebracht sind, wie bei einem Mauerwerk, dessen Reihen jeweils um eine bestimmte Länge versetzt sind. Diese minimale Rhythmisierung untergräbt jedoch nicht den Gesamteindruck der Geschlossenheit und Massivität des kubischen Volumens, das die Architektur von Dudler widerspiegelt. Günther Förgs Werk ist von der Auseinandersetzung mit der amerikanischen Minimal Art und der konstruktivistischen Avantgarde in der Sowjetunion der 1920er-Jahre beeinflusst. Hinzu kommt sein ausgeprägtes Interesse für Architektur, das er sowohl in der Malerei als auch in der Fotografie und in plastischen Objekten verarbeitet. Neben architektonischen Formen und Volumen wird auch die Stofflichkeit des Materials und der Farbe zum Ausdrucksträger. In überzeugender Weise ergänzen sich im Kunst-am-Bau-Werk für das BMVBS die ästhetischen Auffassungen von Architekt und Künstler und finden zu einer Integration, bei der man sich den einen Teil ohne den anderen kaum denken kann. SvM

Weiterführende Literatur Online:
Anne Schmedding / Constanze von Marlin (Autoren), BMVBS (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950. BMVBS-Online-Publikation 25/2012.

Weiterführende Literatur:
Kunst am Bau. Die Projekte des Bundes in Berlin, hrsg. v. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen (BMVBW), Berlin 2002, S. 226 ff.
Günther Förg, Moskau, Köln 2003 Günther Förg, Back and Forth, Köln 2008.


Deckenarbeit
Verkleidung der Saalkuben mit Messingblech
153.388 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb

Erweiterungsbau
großer Innenhof Neubau
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Günther Förg

Der Maler, Bildhauer und Fotograf Günther Förg (1952 in Füssen geboren, 2013 in Freiburg i.Br. gestorben) studierte von 1973–1979 an der Akademie der Bildenden Künste, München, bei Karl Fred Dahmen. Neben Ausstellungen u.a. in Chicago, Zürich, München, Köln ist er 1992 auf der documenta IX vertreten. Eine bedeutende Ausstellung folgt 1995 am Stedelijk Mueum in Amsterdam. Als Professor für Malerei war er an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe, und bis zu seinem Tod an der Akademie der Bildenden Künste, München, tätig. 1996 erhielt er den Wolfgang-Hahn-Preis und 2003 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Er realisierte weitere Wandmalereien in Treppenhäusern der Frankfurter Messe, im Haags Gemeentemuseum, Den Haag, im Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/Main, und Privathäusern. Kunst am Bau erstellte er für das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (heute Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur) sowie das Jakob-Kaiser-Haus des Deutschen Bundestags in Berlin.

Erweiterungsbau

Architektur: Max Dudler
Bauzeit: 1997-2005

Bundesministerium für Digitales und Verkehr
Invalidenstraße 44
10115 Berlin

An den 1875-1878 nach Plänen des Architekten August Tiede als Geologische Landesanstalt und Bergakademie errichteten und ab 1996 für das Ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung von Gerber Architekten aus Dortmund umfassend sanierten Altbau wurde mit einem Neubau von Max Dudler aus Berlin erweitert, an den 2003-2006 ein zweiter Erweiterungsbau nach Plänen von Max Dudler angefügt wurde.