Hedja Luckhardt-Freese: o. T. (Mosaik) 1960
Auszug aus Doku Seidel.
1957 wurde auf einem Grundstück im Tokyoter Wohn‐ und Geschäftsviertel Minato-ku gegenüber dem Arisugawa‐Park die Residenz der Deutschen Botschaft fertiggestellt. Drei Jahre später stand die ebenfalls von der Bundesbaudirektion geplante Kanzlei. Nach über 40 Jahren war das Kanzleigebäude zu klein geworden und genügte auch nicht den neuen Vorschriften in Bezug auf Erdbebensicherheit, so dass man sich für den 2003 erfolgten Abriss entschied. Der Neubau der Stuttgarter Architekten Mahler, Günster, Fuchs, ein fünfgeschossiger Kubus mit großflächig verglaster Rasterfassade aus Stahl, wurde 2005 vollendet.
So besitzt die Tokyoter Botschaft Kunst‐am‐Bau‐Werke, zwischen deren Entstehung fast ein halbes Jahrhundert liegt. Der Zeit entsprechend zeigt die – ohne Wettbewerb entstandene – Kunstausstattung der späten 1950er- und frühen 1960er-Jahre eine eher traditionalistische Auffassung. Vertreten waren Waldemar Otto (Jahrgang 1929), der als entschiedener Vertreter der figurativen Plastik für das Straßen‐ und Fußgängertor der Residenz 34 Embleme in drei Varianten in Bronzeguss schuf. Mit Karl Gries (1897‐1975) hatten die Verantwortlichen einen Künstler verpflichtet, der sich in der Vergangenheit in traditionellen Gattungen und Techniken auf konventionelle Weise herkömmlichen Themen zugewendet hatte. In der Botschaft wurde der Gobelin »Mitteldeutsche Landschaft« aufgehängt. Franz Hartmann (1907‐1989) wandte auf seine Darstellung »Deutsche Trachten« fürs Kanzleigebäude die eher bewahrende als zukunftsweisend erneuernde und auch nur sehr selten noch gelehrte Technik des Emails an.
Schließlich wurzelt auch Hedja Luckhardt-Freeses Wandmosaik aus dem Mehrzwecksaal der alten Kanzlei zumindest in der Technik fest in der Nachkriegszeit. Die beschwingte und elegante lyrische Abstraktheit aber wird noch heute als so beständig empfunden, dass man dieses der Wand vorgelagerte Bild in die neue Kanzlei translozierte. MS
Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel (Autor), BMVBS (Hrsg.): Kunst am Bau bei Deutschen Botschaften und anderen Auslandsbauten. BMVBS-Online-Publikation 11/2011.
Mosaik / Keramik
Mosaikarbeit
Direktvergabe
Deutsche Botschaft Tokyo - Kanzlei
Mehrzwecksaal der Kanzlei
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar
Künstlerin : Hedja Luckhardt-Freese
Hedja Luckhardt-Freese (1905 St. Petersburg - 1988) war Mosaikkünstlerin, Malerin und Illustratorin. Ihr Weg führte nach der Flucht aus Rußland 1917 über Riga nach Deutschland, wo sie zunächst eine Ausbildung als Sekretärin absolvierte. 1924 heiratete sie den Stadtbaurat Hans Freese, der 1952 starb. 1959 heiratete sie den Architekten Wassili Luckhardt in Berlin. Nach dessen Tod 1972 siedelte sie nach Hamburg über. Für die Deutsche Botschaft in Tokyo schuf sie 1959 eine große Mosaikarbeit, die die Wand des Mehrzwecksaals des früheren Kanzleigebäudes schmückte und in den Kanzlei-Neubau übernommen wurde.
Deutsche Botschaft Tokyo - Kanzlei
Architektur: Mahler Günster Fuchs
Bauzeit: 2004-05
Botschaft der Bundesrepublik Deutschland
4-5-10 Minami-Azabu, Minato-ku, Hiroo-cho Nr. 35
106-0047 Tokyo
Japan
Die 1960 von der Bundesbaudirektion errichtete Kanzlei wurde 1990-92 zunächst umgebaut, musste jedoch nach einem schweren Erdbeben 1995 abgebrochen werden. An ihrer Stelle entstand 2003-2005 der erdbebensichere Neubau der Stuttgarter Architekten Mahler, Günster und Fuchs.