• Annabau Architektur und Landschaft mit Via Lewandowsky: o. T., 2020 / Fotonachweis: Via Lewandowsky (2021)

    Annabau Architektur und Landschaft mit Via Lewandowsky: o. T., 2020 / Fotonachweis: Via Lewandowsky (2021)

  • Annabau Architektur und Landschaft mit Via Lewandowsky: o. T., 2020 / Fotonachweis: Via Lewandowsky (2021)

    Annabau Architektur und Landschaft mit Via Lewandowsky: o. T., 2020 / Fotonachweis: Via Lewandowsky (2021)

  • Annabau Architektur und Landschaft mit Via Lewandowsky: o. T., 2020 / Fotonachweis: Roland Horn (2020)

    Annabau Architektur und Landschaft mit Via Lewandowsky: o. T., 2020 / Fotonachweis: Roland Horn (2020)

  • Annabau Architektur und Landschaft mit Via Lewandowsky: o. T., 2020 / Fotonachweis: Roland Horn (2020)

    Annabau Architektur und Landschaft mit Via Lewandowsky: o. T., 2020 / Fotonachweis: Roland Horn (2020)

  • Annabau Architektur und Landschaft mit Via Lewandowsky: o. T., 2020 / Fotonachweis: Via Lewandowsky (2020)

    Annabau Architektur und Landschaft mit Via Lewandowsky: o. T., 2020 / Fotonachweis: Via Lewandowsky (2020)

  • Annabau Architektur und Landschaft mit Via Lewandowsky: o. T., 2020 / Fotonachweis: Roland Horn (2020)

    Annabau Architektur und Landschaft mit Via Lewandowsky: o. T., 2020 / Fotonachweis: Roland Horn (2020)

Für den Außenbereich des Deutschlandhauses sollte im Rahmen eines interdisziplinären Wettbewerbs für Landschaftsarchitekten und -architektinnen in Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern eine künstlerische Gesamtkonzeption entwickelt werden, die auf den Ort und die geforderten funktionalen Anforderungen abgestimmt und gleichzeitig unverwechselbar ist.
Das Preisgericht des Wettbewerbs zeichnete im Januar 2013 von 14 eingegangenen Arbeiten den Entwurf von Annabau Architektur und Landschaft mit Via Lewandowsky mit dem ersten Preis aus und empfahl ihn zur Realisierung. Begründet wurde die Entscheidung mit der konzeptionellen Schlüssigkeit des Entwurfs, der eine das Deutschlandhaus dreiseitig umgebende, schwarze und mit einer Vielzahl silberner Stahlnägel durchsetzte Asphaltfläche vorsah. In der weiteren Ausarbeitung wurde die Asphaltfläche durch eine Sitzbank aus Bimsbeton und einen schwedischen Mehlbeerbaum bereichert und der Verlauf der Nageldichte umgekehrt, so dass die Nageldichte nun dynamisch gegen das Gebäude „anbrandet“.
Die materialbezogene Herangehensweise im Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Annabau / Via Lewandowsky schafft eine enge Verbindung zum Konzept der Architekten Marte und Marte. Dort finden sich fast ausnahmslos materialsichtige Oberflächen, die teilweise auch Spuren ihrer handwerklichen Herstellung tragen dürfen, wie z.B. der Hartbetonestrich oder der Fassadenputz des Bestandsbaus. Der Asphalt, der Spuren der Hammerschläge trägt, und die Nägel, deren Dichte und Struktur vom unterschiedlichen Duktus der Menschen zeugt, die diese hunderttausende von Nägeln eingeschlagen haben, sind dieser Entwurfshaltung verwandt und tragen sie in den Stadtraum hinaus.
Im Erläuterungsbericht zur Kunst am Bau für die Stiftung „Flucht, Vertreibung und Versöhnung“ beschreibt der Künstler den Nagel "als Form und Ausdruck des Gedenkens und Erinnerns: Jeder einzelne Nagel ist wie die Markierung einer Etappe, einer Flucht zwischen Ausgangs- und Endpunkt. Die Nagelköpfe sind eine Verdichtung von individuellen Routen ohne die die Punkte verbindenden Linien. Ein dichtes Gewebe sich überschneidender oder nebeneinander laufender Wege. Der Nagel schreibt an diesem Ort individuelle und kollektive Geschichte in den Boden ein. Jeder Nagel wird einzeln in den Boden eingeschossen, ein martialischer Akt, der eine nicht mehr zählbare Summe einzelner Schicksale und schmerzhaften Erlebens festhält. Millionen von Nägeln symbolisieren so die Nichtrepräsentierbarkeit, Unfassbarkeit, Nichtzählbarkeit und die Nichtdarstellbarkeit des Erlebens von Flucht und Vertreibung.“
Eine besondere Schwierigkeit bei der Benagelung ergab sich daraus, dass der Asphalt relativ weich sein musste, um die Nägel ohne Gefahr der Schrägstellung von Nagelköpfen aufzunehmen, gleichzeitig aber die notwendige Härte und Zähigkeit brauchte, um den zahlreichen funktionalen Anforderungen an eine öffentliche Verkehrsfläche gerecht zu werden. Die Wirkung der vieldeutigen Benagelung hängt indes stark von der Witterung, dem Sonnenstand und der Lichtstimmung ab sowie vom Pflegezustand des Platzes. Bei Trockenheit, diffusem Licht oder in der Dämmerung ist die Benagelung kaum erkennbar. Wenn umgekehrt nach einem Regenguss die Sonne auf den feuchten Asphalt scheint, dann funkelt der Platz mit der Lebhaftigkeit einer Wasseroberfläche. Zwischen diesen beiden Extremen liegen unzählige Nuancen, die das diskrete Werk im geradezu wortwörtlichen Sinne immer wieder in einem neuen Licht erscheinen lassen.

Philip Dittrich


Weiterführende Literatur:
Jahrbuch Bau und Raum 2020/21


Bodenarbeit
Gussasphalt, Edelstahlnägel
227.885 €

Deutschlandhaus
Außenbereich
öffentlich zugänglich/einsehbar

ANNABAU Architektur und Landschaft arbeitet interdisziplinär mit anspruchsvollen Projekten in den Bereichen Landschaftsarchitektur, Architektur und Kunst im öffentlichen Raum. Die Projekte sind zumeist das Ergebnis erfolgreicher Wettbewerbe und entstehen oft in Zusammenarbeit mit Künstler*innen, so dass vielfach innovative gestalterische Konzepte realisiert werden können. ANNABAU waren schon mehrfach im Auftrag des Bundes gestalterisch tätig, so u.a. für das Deutschlandhaus in Berlin und für den UN-Campus in Bonn. 

Deutschlandhaus

Architektur: Bielenberg & Moser
Bauzeit: 1925-31

Deutschlandhaus
Stresemannstraße 90
10963 Berlin

Das Deutschlandhaus wurde 1926-31 vom Büro Bielenberg & Moser als Geschäftsgebäude und Teil des Gebäudeensembles Europahaus errichtet. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde es 1959-61 in leicht veränderter Form wiederaufgebaut. 2015-2020 wurde es für das Dokumentationszentrum der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung von Marte Marte Architekten umgebaut und am 21. Juni 2021 eröffnet.