James Fraser Carpenter: Lichttunnel / Brücke 2002

  • James Fraser Carpenter: Lichttunnel / Brücke, 2002 / © James Fraser Carpenter; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2016)

    James Fraser Carpenter: Lichttunnel / Brücke, 2002 / © James Fraser Carpenter; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2016)

  • James Fraser Carpenter: Lichttunnel / Brücke, 2002 / © James Fraser Carpenter; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2016)

    James Fraser Carpenter: Lichttunnel / Brücke, 2002 / © James Fraser Carpenter; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2016)

  • James Fraser Carpenter: Lichttunnel / Brücke, 2002 / © James Fraser Carpenter; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2016)

    James Fraser Carpenter: Lichttunnel / Brücke, 2002 / © James Fraser Carpenter; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2016)

  • James Fraser Carpenter: Lichttunnel / Brücke, 2002 / © James Fraser Carpenter; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2016)

    James Fraser Carpenter: Lichttunnel / Brücke, 2002 / © James Fraser Carpenter; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2016)

  • James Fraser Carpenter: Lichttunnel / Brücke, 2002 / © James Fraser Carpenter; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2016)

    James Fraser Carpenter: Lichttunnel / Brücke, 2002 / © James Fraser Carpenter; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2016)

Das Gebäudeensemble des Auswärtigen Amts besteht aus der 1935-39 für die Reichsbank errichteten, durch Querriegel und Höfe gegliederten Großarchitektur und dem 1999 fertiggestellten kubischen Erweiterungsneubau am Werderschen Markt.
Alt- und Neubau unterscheiden sich deutlich im Volumen, in den Formen und Materialien und bleiben auch durch den fugenartigen Platz, der als Protokollvorfahrt dient, voneinander getrennt. Unterirdisch aber sind die Gebäude durch einen Tunnel verbunden. Für diesen über 50 Meter langen Verbindungsgang hat der New Yorker Lichtkünstler und Designer James Carpenter (*1949) in enger Abstimmung mit den Architekten eine Kunst am Bau realisiert, die – wie schon seine Glasfassade des öffentlich zugänglichen Lichthofs des Erweiterungsbaus – Kunst und Architektur untrennbar verschmilzt.
Den Gang hat Carpenter als „Brücke“ konzipiert. Dabei folgen die vorderen Partien den baulichen Vorgaben der angrenzenden Räume im Altbau beziehungsweise des Kellerfoyers im Neubau. Der dazwischen, unter dem Platz mit der Protokollvorfahrt gelegene Teil des Tunnels ändert seine Erscheinung. Er weitet sich von 3,70 auf 5,40 Meter. Den Steinboden ersetzen hier quer verlegte Eichenplanken. Statt der verputzten Wände mit eingelassenen Leuchten, die ein warmes Licht spenden, bilden jetzt hinterleuchtete Glasscheiben unscharfe Raumgrenzen. Grünbläuliches Licht verteilt sich diffus und schattenlos im Raum. Decke und Wände werden zu Membranen, hinter denen unendliche imaginäre Weiten aufscheinen.
Der Lichttunnel vermittelt mit traditionellen und innovativen Architekturelementen und Baumethoden sinnfällig zwischen Neubau und dem Altbau, der als Sitz zunächst der ehemaligen Reichsbank, dann des Berliner Stadtkontors, des DDR-Finanzministeriums und ab 1959 auch des Zentralkomitees der SED auf eine bewegte Nutzungsgeschichte zurückblickt.
In erster Linie zielt Carpenters Kunst am Bau aber auf die sinnliche Wirkung. Die moderat kühle Farbtemperatur des Lichts schafft in Verbindung mit dem warmen Braunton der Eichenbohlen eine angenehme und auch erhebende Atmosphäre. Sie überformt die enge unterirdische Raumsituation, die viele Menschen als angstauslösend und beklemmend wahrnehmen, und führt sie einem kontemplativ-ästhetischen Erleben zu.
M.S.

Weiterführende Literatur Online:
Claudia Büttner (Autorin), BMVBS (Hrsg.): Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland, BMVBSOnline-Publikation, Berlin 2011.
Anne Schmedding / Constanze von Marlin (Autoren), BMVBS (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950. BMVBS-Online-Publikation 25/2012.
Martin Seidel / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes von 1980 bis 2010. BBSR-Online-Publikation 13/2014, Bonn, Dezember 2014.

Weiterführende Literatur:
Kunst am Bau. Die Projekte des Bundes in Berlin, hrsg. v. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen (BMVBW), Berlin 2002.
Das Haus am Werderschen Markt. Von der Reichsbank zum Auswärtigen Amt. The History of the Premises of the Federal Foreign Office. L’histoire du siège du Ministère fédéral des Affaires étrangères. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Referat für Öffentlichkeitsarbeit, 608, 2012.


Lichtinstallation
Hinterleuchtete Glasplatten, Eichenbohlen
Höhe 2,45-2,65 m, Breite 3,70-5,40 m, Länge ca. 50 m
500.000 €
Direktvergabe

Neubau Werderscher Markt
Passage zwischen Alt- und Erweiterungsbau
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

James Carpenter (*1949) ist ein US-amerikanischer Lichtkünstler und Designer. Er absolvierte ein Studium der Bilhauerei an der Rhode Island School of Design. Mit seinem Büro James Carpenter Design Associates arbeitet er an der Entwicklung innovativer Licht-, Glas- und Materialtechniken, die er in enger Zusammenarbeit mit Architekten in baubezogene Gestaltungen einbringt. James Carpenter ist mit zahlreichen Großprojekten weltweit tätig. Er lehrte in den USA, in Großbritannien und Deutschland, wo er von 1999 bis 2002 eine Gastprofessur an der Universität Stuttgart am Institut für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren (ILEK) inne hatte. 2004 war Carpenter Fellow der MacArthur Fellowship, er wurde unter anderem mit dem Institute Honor Award des American Institute of Architects (1991) und dem Daylight and Building Component Award von Villum and Velux Foundation's (2009) ausgezeichnet.

Neubau Werderscher Markt

Architektur: Müller Reimann Architekten
Bauzeit: 1997-1999

Auswärtiges Amt
Werderscher Markt 1
10117 Berlin

Weitere Kunstwerke: Auswärtiges Amt, Berlin

Weitere Kunstwerke: Carpenter, James Fraser