Neville Brody: Leit- und Informationssystem 1992

  • Neville Brody: Leit- und Informationssystem, 1992 / © Neville Brody; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2015)

    Neville Brody: Leit- und Informationssystem, 1992 / © Neville Brody; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2015)

  • Neville Brody: Leit- und Informationssystem, 1992 / © Neville Brody; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2015)

    Neville Brody: Leit- und Informationssystem, 1992 / © Neville Brody; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2015)

  • Neville Brody: Leit- und Informationssystem, 1992 / © Neville Brody; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2015)

    Neville Brody: Leit- und Informationssystem, 1992 / © Neville Brody; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2015)

  • Neville Brody: Leit- und Informationssystem, 1992 / © Neville Brody; Fotonachweis: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland / Peter Oszvald

    Neville Brody: Leit- und Informationssystem, 1992 / © Neville Brody; Fotonachweis: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland / Peter Oszvald

  • Neville Brody: Leit- und Informationssystem, 1992 / © Neville Brody; Fotonachweis: Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik / Peter Oszvaldd

    Neville Brody: Leit- und Informationssystem, 1992 / © Neville Brody; Fotonachweis: Kunst und Ausstellungshalle der Bundesrepublik / Peter Oszvaldd

  • Neville Brody: Leit- und Informationssystem, 1992 / © Neville Brody; Fotonachweis: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland / Peter Oszvald

    Neville Brody: Leit- und Informationssystem, 1992 / © Neville Brody; Fotonachweis: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland / Peter Oszvald

Die nach Plänen von Gustav Peichl 1992 fertig gestellte Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland ist ein wuchtiger kubischer Baukörper, der sich nach außen hin nur mit schlitzartigen Fensterreihen und einem hohen Eingangstor öffnet. Einen Akzent zur Straße hin setzen die sechzehn Stahlsäulen, welche die Bundesländer symbolisieren und zwischenzeitlich als Kunst-am-Bau-Maßnahme im Gespräch waren. Drei kegelförmige Lichttürme auf dem Dachgarten sind das Wahrzeichen der Bundeskunsthalle: mit einer deutlichen Affinität zu Kunst am Bau, doch ohne Kunst am Bau zu sein, versinnbildlichen sie den Zusammenhang von Architektur, Skulptur und Malerei.
Das Leit- und Informationssystem der Kunst- und Ausstellungshalle dagegen wurde von vornherein als Kunst-am-Bau-Maßnahme in Angriff genommen. Auf Vorschlag des Architekten Gustav Peichl engagierten die Verantwortlichen von Bundesbaudirektion, Bundeskunsthalle und der eigens eingerichtete Kunst-am-Bau-Beirat den international bekannten und avancierten Grafikdesigner und Typografen Neville Brody (* 1957).
Neville Brodys Konzept hat sich nur fragmentarisch erhalten. Es besteht beziehungsweise bestand aus mehreren Elementen. Dazu gehört an der Eingangsfassade ein in den Farben der Bundeskunsthalle querrechteckiges Anzeigenfeld mit den aktuellen Ausstellungen. Sowohl im Innen- als auch im Außenraum gab es 25 freistehende hochrechteckige schlanke Quader („Monolithen“), die sich jeweils mit vier Blöcken auf 260 beziehungsweise 280 Zentimeter Höhe auftürmten. Auf ihnen weisen beziehungsweise wiesen Piktogramme und Beschriftungen auf Stand- und Zielorte hin, während breitere Monolithen im Außenbereich in Leuchtdiodentechnik zusätzlich Ausstellungen und Öffnungszeiten anzeigten.
16 Zentimeter große kreisförmige Hinweis-, Warn- und Verbotsschilder aus schwarzem Kunstharz und weißen, eigens entworfenen Piktogrammen und Schrifthinweisen waren an den Wänden oder an frei platzierbaren Metallstäben angebracht. „Wall units“ oder „Mapblock-Piktogramme“ genannte rechteckige Tafeln vor den Räumen zeig(t)en dem Besucher mit einem reliefierten Grundriss den Standort an und mit einer Schriftbezeichnung auf einer aufmontierten Glasplatte gegebenenfalls den Titel der Ausstellung.
Brodys „Sign System“ variiert – im Sinne einer Hommage – die Grundformen des architektonischen Entwurfs. Aufs Wesentlichste konzentriert, verbindet es die kognitiv einprägsame, ästhetisch ansprechende Formgebung der Piktogramme mit der Prägnanz eines durchgängigen Schwarz-Weiß-Kontrasts, der sich von der hellen Sandsteinverblendung unaufdringlich, aber deutlich absetzt. Das spezifisch Künstlerische zeigt sich etwa in den Grundrissdarstellungen, die die Treppen durch charmante Wellenlinien kennzeichnen, oder aber in größeren Verweiszusammenhängen. So etwa lehnen sich die freistehenden „Monolithen“ in Bezeichnung und Gestalt an die Monolithen aus Stanley Kubricks Film „2001: A Space Odyssey“ aus dem Jahr 1968 an.
Die alltäglichen Nutzungsanforderungen der Bundeskunsthalle führten zu einem manchmal lockeren Umgang mit diesem bedeutenden Erbe der Kunst am Bau. So wurden die „Monolithen“ weitgehend entfernt, unter anderem um Platz zu schaffen für einen (unterdessen nicht mehr vorhandenen) Museumsshop und für Veranstaltungen. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Claudia Büttner / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 150 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950, BBSR-Online-Publikation 03/2019, März 2019.

Weiterführende Literatur:
N. N., 1993: Kunst und Bauen, Beispiele aus Bonn. In: Die Bauverwaltung, 4, S. 142.


Leitsystem
124.755 €
Direktvergabe

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
im Innen- und Außenraum
während der Öffnungszeiten zugänglich

Künstler : Neville Brody

Neville Brody (* 1957 in London) ist Grafikdesigner, Typograf und Art Director. Nach dem Studium am London College of Printing erlangte er mit experimentellen Arbeiten unter anderem als Art Director des Musik- und Mode-Magazins „The Face“ internationale Anerkennung. Mitte der Neunzigerjahre gründete er das Neville Brody Studio in London, heute mit Filialen in Paris, Berlin, New York und Barcelona. Bei der Entwicklung seiner Typografie setzte Brody den Computer als Gestaltungsmittel ein. Seine Arbeit wurde in zwei einflussreichen Büchern „The Graphic Language of Neville Brody“ (Autor Jon Wozencroft) publiziert. Brody entwarf das Corporate Design unter anderem von Nike, Premiere, ORF und dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin.

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland

Architektur: Gustav Peichl
Bauzeit: 1989-1992

Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Friedrich-Ebert-Allee 4
53113 Bonn
Nordrhein-Westfalen

Die ersten Überlegungen zur Einrichtung einer Bundeskunsthalle fanden 1949 statt, gleichwohl beschloss das Bundeskabinett erst 1984 den Bau. Den daraufhin ausgelobten Architekturwettbewerb konnte Gustav Peichel für sich entscheiden. Nach der Grundsteinlegung 1989 erfolgte der Bau der Bundeskunsthalle gemeinsam mit dem benachbarten städtischen Kunstmuseum Bonn. 1992 wurde er bezogen.