Renate Wolff: Große Reise 2006

  • Renate Wolff: Große Reise, 2006 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Christian Richters (2007)

    Renate Wolff: Große Reise, 2006 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Christian Richters (2007)

  • Renate Wolff: Große Reise, 2006 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Christian Richters (2007)

    Renate Wolff: Große Reise, 2006 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Christian Richters (2007)

  • Renate Wolff: Große Reise, 2006 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Christian Richters (2007)

    Renate Wolff: Große Reise, 2006 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Christian Richters (2007)

  • Renate Wolff: Große Reise, 2006 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Christian Richters (2007)

    Renate Wolff: Große Reise, 2006 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Christian Richters (2007)

  • Renate Wolff: Große Reise, 2006 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Christian Richters (2007)

    Renate Wolff: Große Reise, 2006 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Christian Richters (2007)

Im April 2007 wurde das vom Berliner Architekturbüro Volker Staab in einer reduzierten Formensprache entworfene Kanzleigebäude der Deutschen Botschaft in Mexiko-Stadt eingeweiht. Den Wettbewerb zur Gestaltung des Foyers gewann die Künstlerin Renate Wolff mit einer den ganzen Raum erfassenden Malerei. Diese ist halb gegenständlich und halb abstrakt. Sie bringt stilisierte Darstellungen von Löwenzahn und Eichen-, Apfel- und Birnenbaumblättern mit dem hellen Grün und dem Gold abstrakter Flächen zusammen und schafft dadurch im Foyer eine unkomplizierte, fast pastoral-freundliche Atmosphäre. Renate Wolff beschreibt ihren Ansatz so: „Im Zentrum meiner künstlerischen Arbeit stehen Farben und Licht sowie ihre vielfältigen Manifestationen im Raum. Ausgangspunkt jeder Arbeit ist die Architektur, die mir als visuelles geistiges Koordinatensystem die Welt im utopischen wie im realen Sinn begreifbar macht.“
Wolffs künstlerisches Konzept ordnet sich der Architektur des Botschaftsfoyers nicht einfach unter. Die Malerei geht ebenso mit der Architektur, wie sie sich ihr verweigert. Sie folgt den Vorgaben der Wandabschnitte und der Decke, definiert aber die Größe der Farbflächen selbst. Die geometrisch-abstrakten Farbfelder negieren oder überspielen keine Ecken und Mauerstreifen, keine Vor- und keine Rücksprünge, sondern sie betonen diese. Die gegenständlichen Motive wiederum werden wie ein Tapetenmuster etwa von den Türrahmen abgeschnitten oder um die Ecke gezogen.
Das dem Personal und Besuchern der Botschaft zugängliche Foyer ist ein zweigeschossiger, in den Flurbereichen eingeschossiger Verteilerraum, von dem aus sich Büros, Besprechungsräume und auch drei Innenhöfe erschließen. Renate Wolffs Malerei tritt mit den geschlossenen Flächen, den Wandöffnungen und Unterzügen des Foyers in einen Dialog und lässt ein eigentümlich gespanntes optisches Kontinuum aus Realraum und geistig-assoziativem Raum entstehen.
Die Kunst am Bau verbindet formale Leichtigkeit mit thematischer Eingängigkeit. Wie schon die Architekten beim Entwurf des Gebäudes etwa im Einbezug von Innenhöfen ortsbezogen vorgingen und für Mexiko typische Materialien verwendeten, so hat auch Renate Wolff die Malerei auf das Gebäude in seinen architektonischen und funktionalen Aspekten abgestimmt. Die Motive und auch die Farbgebung schlagen Brücken: Nationale Identitäten begegnen sich dabei nicht in offiziellen Hoheitssymbolen, sondern im Bild von landestypischer deutscher Vegetation und im Blattgold, das die Inka-Vergangenheit Mexikos in Erinnerung bringt. Dabei entstammt die offenkundige Pflanzensymbolik nicht nur der Beobachtung der heimischen Flora, sie ist auch aus den Tiefen der deutschen Kultur geschöpft: „Der Archetypus vom Gold der Azteken und die Märchenwelt der Brüder Grimm ist nicht fern, wenn der Besucher staunend dem übergroßen Löwenzahn begegnet, oder sich vom Glanz des Goldes angezogen fühlt.“ (Renate Wolff). Die Bezüge lassen sich noch weiter fassen und auf verschiedene Kunstströmungen ausdehnen. So steht in Renate Wolffs Malerei das Abstrakt-Geometrische neben dem Gegenständlichen und erinnert an die Tradition der in den 1920-er Jahren in Mexiko entstandenen, Muralismo genannten Wandmalereien.
Im Nebeneinander von Konzept und Dekor wirkt Renate Wolffs Arbeit wie der Versuch, die zwiespältig bewerteten Erfahrungen von einer (zu) dekorlosen Moderne und einer (zu) dekorativen Gegenmoderne in einem neuen vermittelnden Gestaltungsansatz zu einem Ausgleich zu bringen. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel (Autor), BMVBS (Hrsg.): Kunst am Bau bei Deutschen Botschaften und anderen Auslandsbauten. BMVBS-Online-Publikation 11/2011.

Weiterführende Literatur:
70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland, Ausstellungskatalog, hrsg. v. Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat und dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Berlin 2020
Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2000-2006, hrsg. v. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Berlin 2007.


Raumarbeit
Farbe, Blattgold
39.000 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 6 Teilnehmern

Deutsche Botschaft Mexiko - Kanzlei
Wand- und Deckenfläche des Foyers
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstlerin : Renate Wolff

Renate Wolff, geboren 1956 in Trier, ist bildende Künstlerin. Sie studierte von 1977 bis 1986 Malerei und Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf, u. a. bei Norbert Tadeusz  und Ulrich Rückriem. Wolff erhielt zahlreiche Stipendien, u. a. der Pollock-Krasner-Foundation (New York, 2003) und des Künstlerhauses Schloss Balmoral (Bad Ems, 2006). Seit 1995 hat sie für private und öffentliche Bauherren zahlreiche Kunst am Bau-Projekte umgesetzt und führte für den Bund 2006 eine Wandarbeit in der Deutschen Botschaft in Mexico City und 2012 eine Wandgestaltung in der Kinderbetreuungsstätte Landstadt Gatow in Berlin aus.

Deutsche Botschaft Mexiko - Kanzlei

Architektur: Staab Architekten, Berlin
Bauzeit: 2005-2007

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland
Avenida Horacio 1506
11510 Mexiko

Planungsbeginn für den Kanzlei-Neubau der Deutschen Botschaft war im Januar 2001. Nach nur knapp zwei Jahren Bauzeit wurde das nach den Plänen des Berliner Architekturbüros Volker Staab errichtete Gebäude am 17. April 2007 offiziell eröffnet.

Weitere Kunstwerke: Wolff, Renate