Klaus Steinmann: Golmkreis 1999
In Potsdam-Golm entsteht seit den 1990er Jahren in Anbindung an die Universität Potsdam ein Wissenschaftspark für internationale Spitzenforschung von der Biotechnologie bis zur Gravitationsphysik. Der dort angesiedelte Campus der Max-Planck-Gesellschaft umfasst das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung, das Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie sowie das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut). Das Architekturbüro Ermel Horinek Weber ASPLAN, Kaiserslautern, errichtete die erforderlichen Neubauten für die Forschungseinrichtungen. Ein quadratischer Baukörper mit zentralen Einrichtungen (Kantine, Seminarräume, Hörsaal) bildet das Zentrum des Campus. Eigenständige Institutsbauten docken mit kurzen Wegen daran an. In die Außenraumgestaltung fügt sich die dreiteilige Plastik „Golmkreis“ des Bildhauers Clas Steinmann (* 1941) ein, die aus den Objekten „Ring“, „Linie“ und „Punkte“ besteht. Die drei Standorte zwischen Architektur und Landschaft wurden so gewählt, dass sich die Kunstwerke auf architektonische Vorgaben beziehen. Der „Kreis“ befindet sich am Knotenpunkt zwischen zwei Institutsgebäuden und der Mensa und ist damit baulich von drei Seiten eingefasst. Zur vierten Seite öffnet sich der Blick auf die Lennésche Allee und die dahinter liegende Landschaft. Diese vier Blickrichtungen sind markiert durch schmale Fugen, die den „Kreis“ in Viertelsegmente einteilen. Die Oberfläche des Kreises besteht aus einer Abformung eines Musters, das Wasser der Nordsee bei Ebbe am Strand hinterlässt. Organische Abformung und geometrische Form, die formal der Architektur nahesteht, wird hier von Steinmann einander gegenübergestellt. Die Texturen der Natur versteht der Künstler als Energiespuren, ein Resultat der Gezeiten, die durch die nächste Flut schon wieder zerstört oder verändert werden. Die „Linie“ befindet sich am Osteingang der Anlage und ersetzt eine der beiden Staudenbänder entlang des Wegs. Die Plastik besteht aus drei Segmenten mit Abtreppungen an beiden Enden. Diese frei assoziierte Form eines Stuhls wird im dritten Teil der Plastikgruppe, „Punkte“, am Weg vom südlichen Parkplatz durch ein Robinienwäldchen wiederholt. „Punkte“ besteht aus zehn einzelnen Elementen, die entweder die Wegführung visuell unterstützen, einen Richtungswechsel anzeigen oder einen eigenen Platz zu bilden. Wie auch bei den beiden anderen Skulpturen „Kreis“ und „Linie“ intendierte der Künstler einen Dialog zwischen den Kunstwerken, der umgebenden Natur und der Architektur. CM
Weiterführende Literatur Online:
Anne Schmedding / Constanze von Marlin / Anna-Sophie Laug / Lisa Kreft (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 150 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950, BBSR-Online-Publikation 02/2019, März 2019.
Weiterführende Literatur:
Broschüre der Max-Planck-Gesellschaft (Hg.). Max-Planck-Campus in Golm bei Potsdam, München, o.J.
Freiplastik / Skulptur
Bronzeguss
Ø 11 m; Länge 13 m; Höhe 130 cm; 10 Elemente: verschiedene Größen 50 cm x 100 cm x 210 cm bis 50 cm x 60 cm x 270 cm
213.209 €
Zentralbau
Außengelände
öffentlich zugänglich/einsehbar
Künstler : Klaus Steinmann
Clas (Klaus) Steinmann (* 1941 in Gießen) studierte an der Hochschule für Bildende Künste Berlin. Von 1972 bis 2006 hatte er eine Professur für Zeichnen und Gestaltungsgrundlagen im Fachbereich Gestaltung an der Hochschule Trier (FH) inne. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen für Zeichnung und Malerei. Kunst am Bau und im öffentlichen Raum realisierte er u.a. für das Landesmuseum Trier, die Universität Kaiserslautern, das Klinikum Mainz, die Fachhochschule Bingen, den Max-Planck-Campus in Potsdam-Golm, die Gesamtschule Hargesheim, die Universität Landau, das Gymnasium Hermeskeil, den Bischof-Stein-Platz Trier, den Bahnhofsvorplatz Pirmasens und die Alte Schule Waldweiler.
Zentralbau Potsdam-Golm
Architektur: Ermel Horinek Weber Asplan Arch
Bauzeit: 1996-1999
Max-Planck-Campus
Am Mühlenberg 1
14476 Potsdam-Golm
Brandenburg
Das Max-Planck-Campus wurde 1999 fertiggestellt und das Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie (MPI-MP) zog gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung und dem Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in die neuen Gebäude ein. Die drei Institute teilen sich ein Zentralgebäude mit einem Hörsaal, Seminarräumen, Verwaltungsbüros und der Cafeteria, sind ansonsten aber vollkommen unabhängig voneinander.