Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN 2019

  • Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN, 2019 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2022)

    Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN, 2019 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2022)

  • Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN, 2019 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2022)

    Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN, 2019 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2022)

  • Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN, 2019 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2022)

    Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN, 2019 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2022)

  • Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN, 2019 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2022)

    Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN, 2019 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2022)

  • Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN, 2019 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2022)

    Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN, 2019 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2022)

  • Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN, 2019 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2022)

    Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN, 2019 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2022)

  • Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN, 2019 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2022)

    Dellbrügge & de Moll: DIE ARCHITEKTEN, 2019 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2022)

Im Kleinen Foyer zu den beiden Veranstaltungssälen im Erdgeschoss hat das Künstlerduo Dellbrügge & de Moll einen umlaufenden Fries realisiert. Er besteht aus 110 plastisch hervortretenden steinernen Großbuchstaben. Beim Betreten des Foyers durch einen der beiden Zugänge erkennt man in der Ecke der Stirnwand den Namen KONRAD und kann von dort aus die vier Wände entlang siebzehn lückenlos gereihte Namen identifizieren*. Der Titel des Werkes verrät: Es sind die Vornamen der Architekten, die über einen Zeitraum von sechshundert Jahren mit ihren Entwürfen und Interventionen die Baugeschicke des Ortes von der Zwingburg übers barocke Schloss, den Palast der Republik hin zum Humboldt Forum bestimmt haben.
Die aus Recycling-Beton und Weißzement gegossenen Buchstaben treten in minimalistischer Kantig- und Blockhaftigkeit vor die Wand. Würdevoll in der Haltung und akkurat im Maß passen sie sich dem klassisch-modernen Rationalismus des am Ende der Namensreihe verewigten Wiederaufbauarchitekten Franco Stella an. Dessen Wunsch war es auch, dass der von hellem Juramarmorboden, Kassettendecke und Rundleuchten karg geprägte Raum einen Fries als Kunst am Bau erhalten sollte. Dellbrügge & de Molls Fries knüpft an die Tradition von huldigend in Gebäudefassaden eingearbeitete Namen von Künstlern, Bauherren und anderen Personen an, die mit dem Bau, der Aufgabe oder Geschichte eines Hauses besonders verbunden sind. Allerdings treten die Architekten hier unter ihren Vornamen auf – ein Privileg der feudalistischen Bauherren vergangener Zeiten. Christiane Dellbrügge und Ralf de Moll erheben aber keine anachronistischen Geltungsansprüche. Vielmehr signalisieren sie in der Travestie auf subtil komische Weise gerade die Abkehr von solchem Personen- und Geniekult und den dahinterstehenden Geltungsansprüchen. Ein versteckter Seitenhieb der Installation liegt im Umstand, dass Dellbrügge & de Moll zum Guss der Buchstabenblöcke Bauschutt vom Palast der Republik, dem abgerissenen Vorgängerbau des Schlosses, verwendet hat. So transportiert die Kunst am Bau auch materiell etwas von der allgemeinen Skepsis und dem Skrupel, die das Wiederaufbauprojekt „Berliner Schloss“ von Anfang an begleitet haben. MS

*KONRAD Krebs und sein Schüler CASPAR Theiss, die im 16. Jahrhundert einen Renaissancebau errichteten, später ROCHUS Graf zu Lynar, JOHANN ARNOLD Nehring, ANDREAS Schlüter, JOHANN Eosander von Göthe, MARTIN HEINRICH Böhme, KARL FRIEDRICH Schinkel, FRIEDRICH AUGUST Stüler, ALBERT DIETRICH Schadow, HEINZ Graffunder, Chefarchitekt und Leiter des Entwurfskollektivs, das von 1973 bis 1976 den Palast der Republik errichtete, und FRANCO Stella, Architekt des Humboldt Forums.

Weiterführende Literatur Online:
Kunst am Bau | Thema im Humboldt Forum; URL: https://www.humboldtforum.org/de/programm/feature/kunst-am-bau-31300/ (abgerufen am 14.09.2022)
BBR - Bauprojekte - Humboldt Forum im Berliner Schloss – Foyer zum Auditorium und Foyerwand 1. OG (bund.de); URL: https://www.bbr.bund.de/BBR/DE/Bauprojekte/Berlin/Kultur/HUF/KaB_Wettbewerb_Foyers/Wettbewerbsergebnisse.html (abgerufen am 14.09.2022)

Weiterführende Literatur:
Hans-Dieter Hegner: Ein Plädoyer für die Kunst im Humboldt Forum, in: Zeitgenössische Kunst im Humboldt Forum, Herausgegeben von Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, Berlin / München 2022.


Wandarbeit
Recycling-Beton, Weißzement
110 Buchstaben je 55 cm hoch und 7 cm tief
150.000 €
nicht-offener Wettbewerb nach Bewerbungsverfahren mit 20 Teilnehmern

Humboldt Forum im Berliner Schloss
Foyer zum Auditorium im Erdgeschoss
während der Öffnungszeiten zugänglich

Künstlergruppe : Dellbrügge & de Moll

Die in Berlin lebenden Christiane Dellbrügge (*1961 in Moline, Illinois/USA) und Ralf de Moll (*1961 in Saarlouis) realisieren seit 1984 als Künstlerduo Dellbrügge & de Moll medienübergreifende kontextbezogene Videos, Performances und öffentliche Inszenierungen. Darin loten sie die Aufgaben und Grenzen der Kunst aus und erforschen mit dem Ziel, Veränderungen herbeizuführen, die Beziehungen zwischen Kunst, gebauter Umwelt, sozialem Leben und Machtstrukturen. Neben zahlreichen, teilweise partizipativen Interventionen im öffentlichen Raum entstanden auch Kunst-am-Bau-Werke für eine Schule sowie fürs Polizeipräsidium Trier (2019). Daneben sind sie als Kuratoren und Publizisten sowie als Lehrende tätig. 

Humboldt Forum im Berliner Schloss

Architektur: Franco Stella
Bauzeit: 2013-2020

Humboldt Forum im Berliner Schloss
Schloßplatz
10178 Berlin

Im Sommer 2002 beschloss der Deutsche Bundestag den Wiederaufbau des Berliner Schlosses als Humboldt Forum,. Dazu musste 2006 bis 2008 der Palast der Republik abgetragen werden. Ebenfalls im Jahr 2008 wurde ein internationaler Realisierungswettbewerb durchgeführt, aus dem der italienische Architekt Franco Stella als erster Preisträger hervorging. Im Jahr 2012 konnte mit dem Aushub der Baugrube begonnen werden, die Gebäudehülle wurde bis 2018 fertiggestellt. 2020 wurde der Bau bezogen.

Weitere Kunstwerke: Dellbrügge & de Moll