Gabriele Grosse: Arachnura Celeste 1979

  • Gabriele Grosse: Arachnura Celeste, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BBR (1980)

    Gabriele Grosse: Arachnura Celeste, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BBR (1980)

  • Gabriele Grosse: Arachnura Celeste, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    Gabriele Grosse: Arachnura Celeste, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • Gabriele Grosse: Arachnura Celeste, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    Gabriele Grosse: Arachnura Celeste, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • Gabriele Grosse: Arachnura Celeste, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    Gabriele Grosse: Arachnura Celeste, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • Gabriele Grosse: Arachnura Celeste, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2013)

    Gabriele Grosse: Arachnura Celeste, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2013)

Anlässlich der Errichtung des Kasinos für das Bundesinnenministeriums in Bonn kam es 1979 zu zwei Kunst-am-Bau-Wettbewerben. Als Sieger des Wettbewerbs zum Thema „Freiheit im Schutz des Staates“ schuf Erich Reusch ein Skulpturenensemble aus Kupferplatten für den Außenbereich. Gottfried Gruner gestaltete im Rahmen des Wettbewerbs „Kreislauf des Wassers“ eine Brunnenanlage im Innenhof. Mit Mitteln des „Ergänzungsfonds für zusätzliche Aufträge an bildende Künstler zur künstlerischen Ausgestaltung von Baumaßnahmen des Bundes“ wurden unter dem Motto „Mensch und Natur“ weitere künstlerische Arbeiten zu den Themenbereichen „Licht“, „Erde“ und „Sonne (Wärme)“ in Auftrag gegeben.
Zum Komplex „Sonne/Wärme“ war ein Gobelin ursprünglich für eine Schiebewand zwischen Cafeteria und Gästeraum vorgesehen. Dabei sollten die beiden zum Wettbewerb aufgeforderten Künstlerinnen, Gabriele Grosse und Ingeborg Schäffler-Wolf, in den Entwürfen mit ihren jeweiligen künstlerischen „Ausdrucksmitteln zur Darstellung bringen, wie die Wärme der Sonne Leben bewirkt“. Man entschied sich für Gabriele Grosse und als Standort der Kunst für den „Konferenz- und Speiseraum für Gäste“ im Kasino des Ministeriums.
Gabriele Grosses Gobelin befindet sich an der Stirnwand des Raumes. Er ist handgewebt, auf einen Holzrahmen gespannt und von einem Alu-Rahmen umgeben. Wie oft bei Grosse treffen in diesem Bild organische und geometrisch-anorganische Formen aufeinander. Die Farben und Formen rufen, ohne den Betrachter auf bestimmte Sichtweisen festzulegen, verschiedene Assoziationen hervor: Die Brauntöne lassen an Erde denken, die sich bis zum Weiß aufklärenden Blautöne an Luft, Himmel und Wasser. Die Lineaturen erinnern ebenso an Horizonte, an abstrakte Raster oder lösen sich skizzenhaft auf.
Der Widerstreit der malerischen und graphischen Bildelemente erzeugt Spannung und Dynamik, die sich auf die Umgebung übertragen. Die Vertikalen und Horizontalen korrespondieren mit den tektonischen Momenten des Raumes, seinem Klinkermauerwerk und dem horizontal durchlaufenden abgesetzten Betonstreifen. Gleichzeitig bildet der Gobelin zur Architektur einen starken Kontrapunkt. Seine Farben und die taktile Anmutung, der Typus des Tafelbildes und das traditionelle hochrechteckige Bildformat betonen die Eigenständigkeit einer bildenden Kunst, die – verstärkt durch die zentrale Platzierung – alle Aufmerksamkeit im Raum auf sich zieht.
Als ein traditionell repräsentatives künstlerisches Ausdrucksmedium nobilitiert der Gobelin sowohl die Bildkomposition als auch den Ort, für den er bestimmt ist. Tapisserien gelangen im Bereich wichtiger politischer Institutionen immer wieder zum Einsatz, wobei auch akustische Belange eine Rolle spielen. MS

Weiterführende Literatur Online:
60 Jahre Kunst am Bau, hrsg. v. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Berlin 2010, S. 88-89

Weiterführende Literatur:
Der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Hrsg.) / Wolfgang Leuschner (Bearbeiter),1980: Bauten des Bundes: 1965-1980. Karlsruhe, S. 223
Sitte, Fritz M., 1979: Kasino- und Sitzungssaalgebäude für das Bundesministerium des Innern in Bonn. In: Die Bauverwaltung, 12, S. 476–483
Rave, Horst (Bearbeiter); Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Hrsg.), 1984: Bau Kunst Verwaltung. Dokumentation Ergänzungsfonds des Bundes 1977 bis 1984 Karlsruhe, S. 87


Teppich / Tapisserie
Gobelin haute lisse, Webdichte 36/10, Schurwolle (eulanisiert), Nm 28/2 6-fach
392 x 197 cm
20.196 €
Kolloquium mit 2 Teilnehmern

Kasino- und Sitzungssaalgebäude
Konferenz- und Speiseraum für Gäste des Ministeriums im Kasino
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstlerin : Gabriele Grosse

Gabriele Grosse (* 1942 in Hannover; lebt in Düsseldorf) studierte an der Kunstakademie Karlsruhe Malerei sowie an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf Gobelinweberei und freie Grafik. Sie ist seit 1967 freischaffend in Düsseldorf tätig. Für ihr Werk erhielt Gabriele Grosse die Staatspreise der Länder Bayern (1970) und Nordrhein-Westfalen (1971), 1973/74 den Rom-Preis (Villa Massimo) und den Lotte-Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst 2006. Grosses Werke sind in vielen öffentlichen Sammlungen vertreten, u. a. im Kunstgewerbemuseum Berlin und Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Daneben hat sie häufig Kunst am Bau realisiert. Auftragsarbeiten von ihr befinden sich in Augsburg, Baden-Baden, Bremen, Dortmund, Düsseldorf, Göttingen, Hagen, Hamburg, Husum, Karlsruhe, Köln, Mönchengladbach, Oberhausen, Stuttgart und Washington. Für den Bund hat sie Gobelins für das Bundesinnenministerium Bonn (1978/79), die Deutsche Botschaft in Riad (1985), den Bundesgerichtshof Karlsruhe und die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig (1987).

Kasino- und Sitzungssaalgebäude

Architektur: Bundesbaudirektion (Eberhard Schulz)
Bauzeit: 1977-1979

Bundesministerium des Innern und für Heimat
Graurheindorfer Str. 198
53117 Bonn
Nordrhein-Westfalen

Die auf der 1913-15 als Düppelkaserne eingerichtete Liegenschaft wird seit 1949 vom Innenministerium genutzt. Hierfür wurde der Baubestand in den 1950er-Jahren mehrfach um- und ausgebaut; 1968/69 kam das 12-geschossige Hochhaus und 1977–79 das Kantinen- und Sitzungssaalgebäude im Innenhof hinzu.